Zum Thema Kritik der Feminismusgrammatik
hier kurz nur 12 Thesen:
1) Das Denken formt die Sprache (um); die Sprache in ihrer Form wirkt andererseits auf das Denken (und in feiner Weise auch auf den gesamten geistig-seelischen Hintergrund des Sprechers).
2) Ein Sprachorganismus wandelt sich, vergleichbar den Mutationen im Biologischen. Aber ähnlich der Skepsis vieler gegenüber Genmanipulationen besteht zu Recht eine Ablehnung einer aggressiven Strategie der Festschreibung neuer ideologischer Normen im Sprachlichen (Nazi-, DDR-Deutsch, Frauensprache).
3) Angesichts der noch nicht vollendeten Emanzipation der Frau muss möglichst alles für die volle Gleichberechtigung getan werden (z.B. Frauenbeauftragte).
4) Nur im Sprachlichen ist der wohlmeinende Gebrauch der feministischen Brechstange generell nicht zuzulassen. (Neue Rolle der Frau in Lehrbüchern? Ja! Unbedachter Eingriff in die Grundstrukturen der Sprache? Nein!!)
5) Im Gegensatz zum Englischen, der Quelle des deutschen Sprachfeminismus, haben die meisten anderen indoeuropäischen Sprachen neben dem natürlichen noch das grammatische Geschlecht (daher: Er ist eine Hilfskraft, Sie ist ein Flüchtling).
6) Alle indoeuropäischen Sprachen (außer Kunstsprachen wie Esperanto und Novial) haben m. W. das Defizit, daß sie (außer Wörtern wie Pferd, Rind, Huhn, Kind) keine systematische Kategorie einer gesonderten geschlechtsneutralen Form besitzen.
7) So müssen wir (leider!!) z.B. unter Vertretern auch weibliche Vertreter mitmeinen, und zwar in abstraktem, allgemeinem Gebrauch. Natürlich muss jedoch in konkretem Gebrauch gegebenenfalls das Suffix in(nen) stehen. Diese markierte Form bezeichnet dann ausschließlich Frauen. (Sie kann übrigens nicht, wie einige Frauensprachler naiv meinen, auch begrifflich einen Mann enthalten.)
8) Die propagierte Aufspaltung z.B. in Bürger und Bürgerin reduziert die maskuline, geschlechtsneutrale Form Bürger sexistisch rein auf Männer.
9) Besonders in Wortableitungen ist es schwierig, in Kollektivbezügen die neu genormte Doppelgeschlechtigkeit einfach genug hörbar(!) zu machen. Folge: gedankliche Inkonsequenz, selbst bei geübten Frauensprachlern.
10) Gerade bei Fürwörtern führt die Vernichtung der geschlechtsneutralen Form zu hässlicher, laut nicht mehr lesbarer Buchstabenakrobatik: jedeR mit jede(r)M (oder wie?).
11) Die psychische Wirkung solch unkünstlerischer Sprache und der Inkonsequenz und Unklarheit ist z.B. Schwächung des Vertrauens auf die Gültigkeit des Wortes (was moralische Kategorien berührt) und der Verlust der Liebe zur Sprache (was mit der Existenz des Menschen zu tun hat, und mit Kultur).
12) Einziger Ausweg: Raus aus der Sackgasse! Bewusste Schritte zur Rettung der traditionellen maskulinen geschlechtsneutralen Form!
Ausführlichere Argumentation auf Anfrage. Wilfried Hüfler, Reutlingen, 07127/972353, wilfried.huefler@whfm.de
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